von Sebastian Keil, GF Ministry Group
Neuer Job gefällig? Ein Hinweis von Herzen: Auch im digitalen Zeitalter hinterlassen die Bewerbungsunterlagen bei uns immer noch den wichtigen ersten Eindruck. Sie entscheiden, wer zu einem Gespräch eingeladen wird und wer eben nicht. Damit Deine Bewerbung gut ankommt, habe ich ein paar Tipps zusammengestellt.
Auf die Formatierung achten
Auch und gerade bei der Bewerbung via E-Mail lohnt es sich, an die Formatierung zu denken. Je nach dem welches E-Mail-Programm Du bzw. der Empfänger nutzt, kann man sehen, woran zuletzt im Mail-Text gearbeitet wurde. Das heißt, ich kann auf den ersten Blick erkennen, ob die Anrede oder der erste Absatz geändert wurde und der Rest copy-and-paste ist.
Selbst wenn das eigentliche Anschreiben im Anhang ist, lohnt es sich, im E-Mail-Text Grundlegendes wie vollständige Sätze mit Anrede und Grußformel zu beachten. Und wenn es mehr Text wird: Bitte an Absätze denken.
Konsistenz bei Grammatikregeln
Es gibt Menschen die schreiben zwei Hauptworte lieber zusammen, andere machen zwei Worte daraus und wieder andere setzen einen Bindestrich. Deine Vorliebe per se ist mir nicht so wichtig. Aber bitte bleib’ bei Deiner Entscheidung. Wenn ich in einem Text zwei oder gar alle drei Varianten sehe, dann festigt sich der Eindruck, dass es Dir gar nicht auffällt – oder egal ist.
Du oder Sie – but don’t explain
In meinen Augen macht es keinen Unterschied, ob Du im Anschreiben duzt oder siezt. In unserer Branche ist man sehr schnell beim „Du“, also warum nicht auch in der Bewerbung? Wenn das Dein Vibe ist, mach’ es bitte einfach – rechtfertige Dich nicht, entschuldige Dich nicht, erkläre es nicht. Aber Vorsicht: Wir kennen uns noch nicht. Das „Du“ macht uns nicht automatisch zu besten Freunden. Wir sind uns dadurch nicht wirklich näher, höfliche Distanz ist durchaus angebracht.
Kein blumiger Lebenslauf
Alles dreht sich gerade um Storytelling. Aber bitte nicht im Lebenslauf. Dein CV besteht aus Fakten, die Du durch Zeugnisse belegen kannst. Welche Projekte hast Du gemanagt und welche Kunden betreut? Engagierst Du Dich ehrenamtlich? Du trainierst nach Feierabend eine Fußballmannschaft? Wunderbar. Die Geschichten hinter den Stationen im Lebenslauf kannst Du gerne im Anschreiben erklären. Dort ist Platz, um über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sprechen. Es ist auch vollkommen okay, wenn Du große Dinge im Leben vorhast und bereit bist für den nächsten Schritt. Aber das gehört eben nicht in den Lebenslauf, sondern ins Anschreiben.
Verzichte auf Floskeln
“Ich habe die Anzeige gesehen und fühle mich sofort angesprochen.“, „Ich freue mich darauf, meine Kenntnisse bei Ihnen einzusetzen.“, „Der Umgang mit Menschen bereitet mir Freude.“ Auf Englisch sagt man „Call a spade a spade“. Niemandem helfen Allgemeinplätze. Du schreibst viele Bewerbungen, ich lese noch viel mehr – bitte bleib’ auf dem Teppich. Bitte lass’ solche Sätze einfach weg und formuliere ehrlich und mit eigenen Worten, was Dich antreibt.
Realistische Erwartungen
Tue Dir und dem Empfänger der Bewerbung den Gefallen und prüfe, ob Du tatsächlich für die Stelle qualifiziert bist. Wir suchen z. B. Social Media Manager: Es reicht nicht, dass man selbst Social Media nutzt. „Bei einem Praktikum habe ich festgestellt, dass ich Social Ads spannend finde.“ Wenn das Deine Trumpfkarte ist, sei nicht enttäuscht, wenn es nichts wird.
Es ist vollkommen okay, sich fortzubilden und dann als Junior erste Erfahrungen zu sammeln. Aber dann sei bitte auch entsprechend realistisch beim Gehaltswunsch.
Double Check
Das Wichtigste zum Schluss: Bitte mach’ Dir die Mühe und lies das Ganze einmal laut vor – am besten jemand anderem. Wenn Du selbst dabei abschaltest oder es übertrieben findest, dann wird es vermutlich auch den Empfänger nicht packen. Außerdem fallen dann Flüchtigkeitsfehler und Formulierungen wie „Meine Liebe zum Engagement“ eher auf und hoffentlich unter den Tisch…
Viel Erfolg!
Über Sebastian Keil
Sebastian Keil ist seit 2015 Mitglied der Gruppen-Geschäftsführung der Hamburger Ministry Group. Der studierte Geisteswissenschaftler arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Kommunikationsbranche und hat in seiner Funktion als Personalverantwortlicher bereits unzählige Bewerbungen erhalten und gelesen. Darunter waren viele Bewerbungen dabei, die ihn gleich zum Telefon haben greifen lassen, andere die zum Schmunzeln angeregt haben, aber auch viele Bewerbungen, die sich durch Sprache und Form selbst disqualifiziert haben.