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Promptgehorsam oder Gestaltungslust?

Was passiert, wenn KI nicht als Befehlsempfänger genutzt wird, sondern als Impuls für Mut und Kreativität?
Ein Dialog zwischen den Geschäftsführern Sebastian Keil und Andreas Ollmann über Promptgehorsam und Gestaltungslust.

 

Sebastian: Andreas, du hast den Begriff Promptgehorsam geprägt. Was meinst du damit genau?
Andreas: Promptgehorsam ist, wenn Menschen die KI wie einen Vorgesetzten behandeln. Prompt rein, Ergebnis raus – und abgehakt. Das wirkt effizient, aber es macht uns klein. Der Mensch wird zum Assistenten der Maschine.
Sebastian: Und genau deshalb reden wir über Gestaltungslust. Für mich ist das der eigentliche Schlüssel. Gestaltungslust heißt: Wir nutzen KI nicht, um ihr zu gehorchen, sondern um Neues möglich zu machen. Sie ist unsere Energiequelle – der Impuls, mutiger, schneller und kreativer zu handeln.
Andreas: Ja. Gestaltungslust ist unbequem. Sie wirft die Frage zurück: Was machen wir mit diesem Ergebnis? Promptgehorsam beruhigt, weil er vorgibt, Antworten zu liefern. Gestaltungslust fordert uns, Verantwortung zu übernehmen – und genau das macht uns stärker.
Sebastian: Bei uns erlebe ich das sehr konkret. Inzwischen bringen so viele Kolleg:innen KI-Ergebnisse mit ins Meeting, dass wir auf einem ganz anderen Niveau starten. Routinen sind erledigt, viele Fehler schon bereinigt.
Andreas: Wobei wir ehrlich sein müssen: Das war ein Prozess und kam nicht von allein. Es funktioniert nur, wenn die Kultur stimmt. Ohne Vertrauen würden Menschen ihre Ergebnisse zurückhalten – aus Angst vor Kritik. Ohne Mut würden wir weiter im Alten verharren. Und ohne Klarheit wäre gar nicht erkennbar, wofür wir KI eigentlich nutzen.
Sebastian: Vertrauen heißt: Wir kritisieren nicht die Kollegin oder den Kollegen, sondern den Output. Mut heißt: Wir probieren auch das Ungewohnte, ohne gleich sicher sein zu müssen. Und Klarheit heißt: Wir setzen KI ein, um Arbeit aufzuwerten – nicht, um Menschen überflüssig zu machen.
Andreas: Deshalb sage ich: Kultur ist nicht Beiwerk. Sie ist die Infrastruktur. Auf einem veralteten Betriebssystem läuft keine Gestaltungssoftware.
Sebastian: Ein Beispiel dafür sind unsere Statusreports. Früher zwei Stunden Pflichtprogramm. Dann sagte jemand in der Retro: „Das ist doch absurd, das kann die KI besser.“ Erst war Stille – dann Zustimmung. Heute dauert der Report 15 Minuten, und wir nutzen die gewonnene Zeit für Gespräche mit Nutzer:innen.
Andreas: Und genau das ist Gestaltungslust: KI nicht einsetzen, um alte Arbeit schneller zu machen, sondern um Raum für wertvollere Arbeit zu schaffen.
Sebastian: Deshalb haben wir unser Manifest geschrieben. Es ist unser Versprechen: Wir sagen Ja zu KI – und wir sagen Ja zur Gestaltungslust.
Andreas: Und wir haben dieses Bekenntnis konkret gemacht – mit einem Dreiklang, der uns trägt:
Das Manifest in unserem Wiki – es hängt quasi an unserer digitalen Kaffeemaschine – schafft Klarheit, wofür wir KI einsetzen.
Der Grundsatz ‚KI als Sparringspartner‘ gibt jeder und jedem den Zugang und Freiraum, Neues erstmal für sich auszuprobieren, Sicherheit zu gewinnen und Ideen durchzuspielen.
Und in unserem wöchentlichen „KI“ckstart lernen wir als Team gemeinsam, damit niemand zurückbleibt.
Diese drei Komponenten gehören für uns zusammen. Nur so wird Gestaltungslust zur gelebten Praxis.
Sebastian: So ist aus Ausprobieren Kultur geworden. Und aus KI ein Teil unserer Identität.
Andreas: Am Ende ist die Frage simpel: Bleiben wir promptgehorsam – oder wagen wir Gestaltungslust?
Sebastian: Für uns ist die Antwort klar: Wir sagen Ja zu KI. Und vor allem: Wir sagen Ja zur Gestaltungslust.